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Grauwacke – Gestein des Jahres 2023
SPANNENDE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
SEIT JAHRHUNDERTEN IM EINSATZ
Grauwacke in typischer Verbauung bei Wiehl, Oberbergischer Kreis
Staumauer Aggertalsperre Terrassengestaltung
Bedeutende Vorkommen
Bedeutende Vorkommen in Deutschland liegen in der Eifel,
in Frankenwald und Harz, in der Lausitz, im Sauerland, im
Thüringischen Schiefergebirge und bei Waldeck in Hessen.
Weltweit bedeutende Vorkommen befinden sich in den Ostalpen
in Österreich, in verschiedenen Regionen der Britischen Inseln,
in Ägypten sowie in den neuseeländischen Südalpen.
Steinbruch Schwarzkollm, Lausitz
Grauwacke als Baustein – schon im alten Ägypten
In Deutschland werden Grauwacken noch heute in 21 Steinbrü-
chen abgebaut. Die Grauwacke ist ein variantenreicher und sehr
widerstandsfähiger Naturstein. Wegen ihrer Haltbarkeit und der
sehr guten Pflegeeigenschaften wird sie gerne als Mauerstein,
für Terrassenplatten oder auch als klassischer Pflasterstein ver-
wendet, kommt aber auch als Wasserbaustein, für Schotter und
Splitt oder als Zuschlagstoff für Asphalt und Beton zum Einsatz.
In der Vergangenheit fand die Grauwacke auch vielfach im Hoch-
bau Verwendung: als Verblendmauerwerk für Brücken oder Stau-
dämme, z.B. am Damm der Edertalsperre. In den Abbauregionen
findet sich das Gestein in zahlreichen profanen und kirchlichen
Bauwerken, häufig im Sockelbereich aber auch an Fassaden, z.B.
an den Kirchen in Gummersbach, Wipperfürth, Lindlar, im karolin-
gischen Mauerwerk des Aachener Doms und auch im Kreuzgang
des Magdeburger Doms. Im Wadi Hammamat (Ägypten) wurde
eine charakteristisch schwarzgrüne Metagrauwacke abgebaut,
aus der Bildhauer Statuen und Reliefs schufen, die heute in
vielen Museen der Welt zu bewundern sind.
Dünnschliff Tanner Grauwacke Sockel-Mauerwerk in Gummersbach
Seelilienstielglieder, Lindlarer Grauwacke
Die BDG-Initiative „Gestein des Jahres“
Seit 2007 ernennt ein Kuratorium unter Federführung des BDG
Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V. alljährlich
das Gestein des Jahres. Bei der Auswahl des Gesteins spielt die
geologische Entstehung, seine wirtschaftliche Bedeutung sowie
seine Funktion im Naturraum eine wesentliche Rolle. Im Rahmen
von Veranstaltungen und Publikationen wird die Öffentlichkeit
über das Gestein, seine Geologie sowie seine Verwendung und
Gewinnung informiert. Hauptpartner in diesem Jahr sind der
Geo-Umweltpark Vogtland und das Sächsische Landesamt für
Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG).
Weitere Informationen unter www.gestein-des-jahres.de
Impressum
Herausgeber
BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V.
Lessenicher Straße 1 · 53123 Bonn
Tel.: 0228 696601 · E-Mail: bdg@geoberuf.de · www.geoberuf.de
Bildquellen
Titel: Steinbruch Schwarzkollm, © Tom Járóka, Abb. 1: © Per Storemyr,
Abb. 2: © Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie /
Brigitte Stefan, Abb. 3, 5, 7, 10, 11: © Angela Ehling, Abb. 4: © Manuel
Lapp, Abb. 6: © Mario Baum, Abb. 8: © Schweizerbart – aus: Ehling,
Bausandsteine, Abb. 12, 13, 14: © Wolfgang Reimer,
Abb. 9: © Natursteinwerke Weiland GmbH
Ausgabe März 2023
In Kooperation mit:
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10
11 12
13 14Gigantische Trübeströme an Kontinentalhängen
In den 1950er Jahren untersuchten Geowissenschaftler im
Nordatlantik eine Serie von Brüchen transatlantischer Telefon-
kabel, die sich 1929 ereigneten und offensichtlich mit einem Erd-
beben vor der Küste Neufundlands in Zusammenhang standen.
Diese Brüche waren an Stellen ausschließlich am Kontinental-
hang und auf der unterhalb gelegenen Tiefsee-Ebene, aber nicht
auf dem höhergelegenen Kontinentschelf aufgetreten. Die exakt
gemessenen Zeitpunkte der Bruchereignisse konnten schließ-
lich damit erklärt werden, dass durch das Erdbeben eine große
Masse an Ton und Sand ins Rutschen geraten war, die als Trübe-
strom (vergleichbar mit einem Schlammstrom unter Wasser)
den Kontinentalhang hinabglitt und die Kabel zerriss.
Diese Trübeströme bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von
bis zu 70 km/h und können dabei mehr als 100 km zurücklegen.
Die Wissenschaftler entnahmen im fächerförmigen Ablagerungs-
gebiet Gesteinsproben und entdeckten genau die gleichen Merk-
male wie sie aus Grauwacken bekannt waren. So wurde ein
jahrhundertealtes Geologie-Rätsel gelöst!
GRAUWACKE – Gestein des Jahres 2023
Das Gestein Grauwacke ist das Ergebnis von mächtigen
Rutschungen an Kontinentalhängen; es besitzt damit eine
spannende Entstehungsgeschichte. Der für Laien etwas merkwür-
dig klingende Gesteinsname stammt aus dem Harz. Auch Johann
Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) war die Graue Wacke vom
Harz 1783 ein Begriff.
Seitdem hat sich die Gesteinsbezeichnung Grauwacke in
den meisten Sprachen der Welt durchgesetzt. Im Spanischen
spricht man von grauvaca, im Englischen von graywacke und
im Russischen von граувакка (grauvakka).
26. Dynastie, ca. 600 v.Chr. Ägyptisches Museum in Turin
Siccar Point – Unterdevon Sandstein auf Untersilurischer Grauwacke
Grauwacke Osterode Kulmfalte von Ziegenrück
Unfertiges Felsgesteingerät aus Grauwacke, jungsteinzeitlich, Vollersroda
Ein GEOlogisches Rätsel
Die mitteleuropäischen Grauwacken entstanden in
einem Meerestrog, der sich im Devon und Unterkarbon
(vor 418-330 Mio. Jahren) vom heutigen Südengland und
der Bretagne über Belgien und das Rheinland bis nach
Mitteldeutschland erstreckte.
Doch wie es zu diesen unsortierten Sedimentgesteinen kam,
deren schlecht gerundete Klasten in eine sehr feste, feinkörnige
Matrix eingebettet sind, war lange ein geologisches Rätsel.
Der eigentliche Ablagerungsprozess wurde erst im letzten
Jahrhundert entdeckt.
Was sind Grauwacken?
Grauwacke bezeichnet einen meist dunkelgrau bis braungrau
gefärbten, dichten Sandstein, dessen Hauptkomponenten aus
Quarz, Feldspat und Gesteinsbruchstücken wie z. B. Vulkaniten,
Lydit und Quarzit bestehen. Weitere Gemengteile sind Glimmer,
Chlorit und Tonminerale. Das Gefüge ist fein- bis grobkörnig,
mitunter auch feinkonglomeratisch. Typisch für Grauwacken ist
eine schlechte Sortierung des Korns. Ebenfalls typisch ist ihre
hohe Festigkeit, die sowohl aus einer geringen Porosität von
meist weniger als 5 % als auch einer intensiven Bindung der
Klasten resultiert.
Das Variszikum
Die Grauwacke ist ein charakteristisches Gestein des Variszi-
kums, eines europäisch-nordamerikanischen Gebirgsgürtels des
jüngeren Paläozoikums (Erdaltertum). Das Variszikum entstand
bei der Kollision der zwei paläozoischen Großkontinente Gond-
wana und Laurussia (auch: Old-Red-Kontinent, dieser enthielt
Teile des heutigen Nordamerika, Grönlands sowie von Nord-
und Osteuropa). Das zwischen Gondwana und Laurussia liegen-
de Meer wurde geschlossen und die dort abgelagerten Sedimen-
te zu einem Gebirge aufgefaltet.
Diese Sedimentgesteine bestehen aus dem erodierten Material
der Kontinente und dem Abtragungsschutt des neu gebildeten
Gebirges. Die gebirgsbildenden Vorgänge fanden vom späten
Devon bis ins Oberkarbon statt (vor etwa 380 bis 320 Mio. Jah-
ren). Die vor allem im Karbon abgelagerten Grauwacken zeigen
die Hauptphase der variszischen Gebirgsbildung an.
Das Variszikum wurde nachfolgend abgetragen und von jüngeren
Gesteinen überlagert. Erst im Tertiär wurde es wieder in einzel-
nen Blöcken angehoben und bildet heute deutsche Mittelgebirge
wie z. B. das Rheinisches Schiefergebirge, den Harz oder den
Thüringer Wald.
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Pflaster in Clausthal
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